Stempel selber machen, Druckgrafik – Back to the Basics

Inhalt

    Warum Workshops von anderen so inspirierend sind und was ich unter Urlaubstag verstehe …

    Der Job als Grafiker ist fast ausschließlich ein Büro-Job. Als Selbstständiger ist man sogar einen großen Teil der Zeit gar kein Grafiker mehr, sondern eine Eier legende Wollmilchsau.

    Die Arbeit eines Grafikers besteht in den Köpfen der meisten darin, schöne Dinge auf Papier oder ins Web zu bringen. Ideen in schöne Logos umwandeln. Dem Kunden seine ganz individuelle Lösung bieten und dabei auch einen guten Preis haben. Ja, so ist es. Die meiste Zeit sitzt man dabei vor seinem Mac, bekommt Verspannungen und vergisst zu essen. Und dann macht man noch Buchhaltung und vermarktet sich selbst.

    Das soll hier jetzt kein Beschwerdeartikel werden, aber ein bisschen triest klingt es schon.

    Stempel Workshop

    Daher wurde es auch an der Zeit, ein paar Stunden abseits des Bildschirms zu verbringen. Ein Zufall hat es gewollt, dass ich einen kleinen „DIY Stempel Workshop“ besucht habe, es ging also darum, Stempel selber zu machen. Nicht, dass ich nicht eh ein wenig davon verstehe, ich komm ja aus der Druckbranche und ein Familienzweig besteht aus Stempelmachern. Aber es war mir nach Gesellschaft und neuen Einflüssen, raus aus dem Büro. Meine Erwartungen wurden erfüllt.

    Ergebnis des Stempel-Workshops den ich besucht habe.

    Gleich am am nächsten Tag – mein Mann hat mich von allem freigestrampelt, Frühstück für die Kinder, anziehen, Kindergarten bringen, Termine, Telefonate, Kinder abholen, Freizeit mit den Kindern gestalten, Abendessen machen, hinlegen … alles, hat er gemacht … und ich hatte FREI – und so bin ich zum Stempel machen gekommen.

    Die erste Entscheidung – Was kommt auf meinen Stempel drauf?

    Da Ostern bald kommt, habe ich mich für Oster-Motive entschieden, einen schrägen Hasen hatte ich schon am Vortag beim Workshop gemacht und nun sollten ein paar weitere folgen. Da ich ein paar bunte Stempelkissen habe –  im Format 15×15 mm – führte das zur Idee mein Stempel nicht größer zu machen.

    Ich habe mich auch an den Ratschlag gehalten am Anfang flächig zu arbeiten, damit es zum Einen schneller fertig ist und zum Anderen der Zweifel an der Handfertigkeit nicht schwindet und man aufhört, weil man zu feine Linien gewählt hat und diese dauernd zerschneidet oder verletzt.

    Eine Henne, ein Ei und Gras sind es geworden und mit meinen bunten Stempelkissen ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten nette Osterkarten zu gestalten.

    Erster Schritte – Das Motiv auf den Gummi bringen.

    Ein super Tipp ist Backpapier. Ich habe mein Motiv zu erst mit einen sehr weichen Bleistift auf Backpapier abgepaust und fett mit dem Bleistift aufgetragen. Das ganze wird dann umgedreht und auf dem Stempelgummi zum liegen gebracht und dann habe ich mit dem Bleistiftende das Motiv auf den Gummi „abgerubbelt“. Klappt spitze – auch ein Tipp aus dem Workshop, den ich besucht habe.

    Zweiter Schritt – Das Feine zu erst

    Ich habe mir ein bisschen Equipment zugelegt, ein Set aus 5 Klingen. Die Feinste habe ich dazu genützt zu erst mal das Motiv „zu begrenzen“, also rund um das Motiv eine Kontur zu ziehen. Für meine ersten Versuche ist diese Set sehr ok. Es kribbelt mich aber in den Fingern noch ein paar hochwertigere Werkzeuge zu kaufen.

    Zweiter Schritt – Das Grobe weg schneiden

    Mit einer größeren Klinge habe ich dann um das Motiv herum großzügig den Gummi abgetragen und mit einem scharfen Messer den Stempel zugeschnitten.

    Der Gummi ist weich und die Verletzungsgefahr bei weitem nicht so hoch wie beim Linolschnitt, aber Vorsicht ist trotzdem geboten.

    Fertig für den ersten Andruck

    Der erste Andruck hat schnell gezeigt, dass ich ein paar feine Gummireste parallel zum Motiv stehen hatte. Auch beim Schnabel habe ich nachgearbeitet und auch die Schwanzfedern habe ich ein wenig nachgebessert. Die Korrekturen habe ich mit dem feinen Werkzeug vorsichtig vorgenommen und dabei zum Glück mein Motiv nicht angekratzt.

    Den Stempel fertig machen

    Das Motiv druckt sauber aus, also los geht’s etwas Restholz suchen, die Oberfläche lackieren – damit man den Stempel zu Not auch mal waschen kann – und fertig machen.

    In unserer Werkstatt habe ich ein altes Tischbein gefunden – Perfekt!

    Beim Workshop wurde ein Montagekleber verwendet, sowas hatte ich nicht zu Hause, aber Superkleber.

    ACHTUNG: Vor dem aufkleben der Gummiplatte das Motiv auf das Holz oben auf drucken und dann beim Aufkleben auf den Stand achten … damit man auch das aufgedruckte Motiv zu Orientierung nützen kann.
    Eine Kleine Markierung schadet nicht.

    Ich konnte nicht aufhören Stempel zu machen

    Und wie es so ist, wenn man sich einer Sache zu 100% widmen darf und diese Sache so richtig Spaß macht, kann man nicht aufhören und man merkt nicht, wie die Zeit vergeht.

    Ich habe noch zwei weiterere Zierstempel gemacht, die ganz frei aus meinen Fingern geflossen sind. Sie sind im Verhältnis zu den anderen Stempel recht groß geworden. Ich erziele sehr schöne Ergebnisse, wenn ich mehrere Farben auftrage.

    Was hat mir das gebracht?

    Den ganzen Tag nur mit den Händen zu arbeiten, eine Fertigkeit zu verfeinern und dabei dauernd neue Ideen entstehen zu lassen, ist wie Urlaub. Ein Urlaub, der mir als Grafikerin viel Energie gibt und auch Vertrauen in mein Können erhält.

    Ein Tag Pause vom Alltag ist wunderbar und ich verrate euch was, mein Mann hat mir drei davon „geschenkt“ – heute aber wieder am Mac sitzend, aber mit viel Freude und Frische.

     

    Hier noch ein älterer Beitrag – Stempel selbst gemacht aus Mosgummi – es macht einfach Spaß!

     

    Stempel Workshop auf anfrage

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